A: Den Kolonialismus, sondern es gibt das, was du am Anfang meintest dass die Colonies vielleicht mal über diese Chiffre, dass wir darüber noch mal sprechen, weil ich habe schon auch das Gefühl, dass die Kolonialzeit wir hätten zum Beispiel unsere hätten wir für viele Folgen von uns machen können So als die Teresa Bücker folge, hätten wir die Colonies Vollzeit nennen können. Also es ist so Jede Form der Ideologiekritik oder des Dekonstruierens und des kritischen Hinterfragens ist ja, heute heißt die Colonies mit einem Ausrufezeichen. B: Naja, wir haben es da natürlich wieder mit einem Phänomen zu tun, das wir glaube ich, öfter hier in diesem Podcast, wie ich finde, zu Recht kritisieren, nämlich der Expansion von Begriffen. Das mögen wir nicht, weil wir wissen, da wird immer auf unlautere Weise meistens ein moralisches Premium erschlichen. Das gilt, glaube ich, auch für den Begriff dekolonisieren oder auch postkolonial, sogar für den Begriff Kolonialismus. Der wird quasi zu einer universal Chiffre für alles, was in der Menschheitsgeschichte ablehnenswert ist und was mit Macht zu tun hat. Und es gibt kaum mehr irgendwelche Verhältnisse, die man dann nicht mit diesem Begriff belegen kann. B: Was? Einerseits kann man sagen so what? Warum nicht? Dann nennen wir halt alles das, was wir früher Machtkampf genannt haben. Nennen wir jetzt Kolonialismus. Aber dann verliert der Begriff natürlich auch wiederum das Spezifische. Und ich glaube, unser Diskurs wäre auch historiographisch aufgeklärter und fruchtbarer, wenn wir zumindest uns immer bewusst sind, ob wir jetzt über eine Universalie reden, über einen bestimmten historischen Kontext und Raum und an beiden Seiten. Frantz Der Begriffsbereich aus. Das ist jetzt erst mal so aufgefallen, als plötzlich zum Beispiel auch von deutschen Gegenwartsromanen das fing so um 2000 121314 an, weil plötzlich die Rede von postkolonialen Gegenwartsliteratur, wo man dann sagen muss naja, aha, inwiefern ist jetzt eine deutsche Gegenwartsliteratur postkolonial? B: Wenn wir die letzten Kolonien 1914 verloren haben, ist dann ein Roman von 1920 auch schon postkolonial? Ist einfach alles postkolonial, weil es halt mal bis, sagen wir 1960 die Welt zum großen Teil immer noch im kolonialen Verhältnis unterworfen war. Diese Begriffsexpansion führt zu Unschärfen und Unschärfen. Das ist meine Meinung, werden dann immer zunutze gemacht, um sehr starke moralische Schwarz Weiß Kontraste zu erzeugen. Da finde ich, ist auch das neu erweckte Interesse an der deutschen Kolonialgeschichte, das ich für sehr wichtig halte und das ich auch wahnsinnig spannend finde, wo es auch mittlerweile viel tolles Material gibt. Ich verweise nur auf den Hamburger Historiker Jürgen Zimmerer, der auch auf Twitter sehr präsent ist. B: Da finde ich ihn immer mit seinem moralischen Aplomb nicht so hilfreich, Aber er ist ungemein kenntnisreich in den Materialien. Es ist ein toller Erzähler dieser ganzen Verhältnisse, überaus lesenswert, auch hörenswert. Man findet ihn noch auf vielen Podcasts, die ich nur empfehlen kann. Also diese Zuwendung, dieses Wissensinteresse, diese Neugier, die finde ich wichtig. Ich weiß, ich hatte mal vor sechs, sieben Jahren ein Buch, das eminenten Universalhistorikers Osterhammel gelesen. Zum Kolonialismus ist so ein kleines Handbuch, und da war ich schon überrascht, wie viel da nicht vorkam. Das ist nicht zu bestreiten. Da gibt es einen hohen Nachholbedarf und da liegen auch spannende Schätze, um unser Geschichtsbewusstsein zu schärfen. B: Gleichzeitig möchte ich aber auch davor warnen, so zu tun, als wäre der Kolonialismus eine spezifische Ausgeburt westlicher Kulturen in der Neuzeit. Darauf läuft es, finde ich, im öffentlichen Diskurs heutzutage so ein bisschen hinaus, so als seien quasi nur weiße Europäer Kolonialmächte gewesen. Dabei ist natürlich Kolonialismus eine Grunddynamik der Menschheitsgeschichte. Immer schon. Das Sizilien, das uns heute vor Augen steht, war natürlich eine koloniale Außenstation griechischer Stadtstaaten. Kolonialismus sind ja auch immer wieder Kulturtransfers, sind immer Neugründungen. Quasi alle Imperien waren immer koloniale Imperien in dem Sinne, dass sie sich fremde Territorien unterworfen haben und denen nicht nur ihren Willen, sondern auch ihre Leitkultur aufgezwungen haben von chinesischen Imperien über das Osmanische Reich zu afrikanischen Reichen wie das Königreich Benin, ganz zu schweigen von Nord und Südamerika. B: Und wenn wir das so begrenzen oder so tun, als sei das gewissermaßen identisch mit Rassismus von Weißen über Schwarze, dann finde ich, machen wir uns dümmer, als wir sein könnten. Es ist in der Tat so Kolonialismus ist die Unterwerfung von anderen. Das ist im Übrigen, was die Weltgeschichte permanent ist. Um andere zu unterwerfen, hat der Mensch offensichtlich immer ein moralisches Legitimierungsbedürfnis. Er muss es irgendwie schönreden der reine, brutale, nackte Machthunger. Dafür ist der Mensch sich dann doch irgendwie immer zu vornehm. Also muss er es bemänteln. Und also führt er immer eine Unterscheidung zwischen hier und da ich und die anderen ein. B: Und wie die dann begründet werden, sieht dann immer jeweils anders aus. Also sehr lange war es zum Beispiel die Gläubigen und die Ungläubigen, die Christen und die Heiden, die Muslime und die Ungläubigen usw. Jede religiös verfasste Weltmacht hatte da. Differenz Spiel. A: Und hier sind es die Wilden, die Buschmännern. B: Genau das ist aber eben dann ein neues Phänomen, als man vor allem die neue Welt entdeckte. Und dann vorher natürlich schon, als die Portugiesen anfingen, Afrika zu erkunden, dann der transatlantische Sklavenhandel einsetzte, der allerdings, das muss man auch immer sagen, auf einem intakten innerafrikanischen Sklavenhandel aufsetzte. Das wird mir bei diesen Diskussionen auch immer unterbelichtet, weil man so gerne zwischen Guten und Bösen unterteilt. Aber die Weltgeschichte ist leider nicht nur ein Schlachthaus, sondern eines, wo fast jeder Blut an den Fingern hat. Das entschuldigt überhaupt nichts. Das sind keine Apologien, sondern das ist einfach die ganze Breite des Geschichtsbild in den Blick zu nehmen.